Romeo´s Tagebuch

So lernten wir Romeo über das Internet kennen!

Wie lange sitze ich hier schon in diesem verdrecktem Schuppen, über all riecht es nach Urin und Kot. Ein kleines Gitter sorgt für frische Luft und Licht. Mein Fell das stinkt, das ganze Fell verfilzt, und Hunger und Durst plagen mich mal wieder seit Tagen, weil man mich vergessen hat.

 

Plötzlich Freudengelächter, blicke aus meinem kleinen Loch, vielleicht darf ich mal wieder raus, um mir die Füße zu vertreten. Ja sie haben einen Strick dabei, der wird um den Hals gehängt, damit ich raus darf, ohne so einem Strick bin ich schon lange nicht mehr gesprungen, da war ich noch ein Hundebaby und jeder fand mich damals ach so süß. Aber das ist schon lange her.

 

Wie sehr ich mich freute, endlich raus aus dem Loch ?!

 

Aber was haben die da in der Hand, es ist ein Schrottgewehr was wollen Sie damit, dann brüllte einer laut los, so jetzt werden wir den stinkendem Hund ein Ende setzten. Der Strick um den Hals wurde immer enger. Ich bekam furchtbare Angst !!

 

Sie legten das Gewehr an meinem Kopf an, ich wehrte mich so gut es ging, der Schuss ging daneben, aber er hat mich verletzt. Vor lauter Schreck und Angst riss ich ihnen den Strick aus der Hand und rannte und rannte und rannte.

 

Wohin das weiß ich nicht mehr, nur eins weg von hier. Irgendwann war ich so erschöpft hatte ja auch keine Kondition und irrte mit einem Loch in der Schnauze, genauer gesagt  in der Nase
durch die Straßen. Keiner nahm Kenntnis von meinen Verletzungen und Schmerzen, niemand scheint es hier zu interessieren.

 

Es wurde langsam dunkel, da kamen dann meine Artgenossen aus den Gassen, und suchten Futterstellen, von wenigen Tierfreunden auf. Viele stürzten sich auf das Futter, denn es reichte nicht für alle, die ängstlichen und schüchterne stellten sich hinten an, so wie ich, denn ich kannte mich hier ja nicht aus. Jahrelang in einem Loch und nun so viel Freiheit mit meiner offenen Wunde.

Die Menschen gingen, die Futterreste waren weg, so konnte ich nur noch schnüffeln, wo einst mal Futter ausgestreut war. Es wurde Nacht, viele Hunde und Katzen rannten auf den Straßen umher, sie fühlen sich nachts sicherer, weil sich  die Menschen in ihre Häuser
zurückziehen. Wie viele  meiner Artgenossen es nur in dieser einen Straße gab, wusste ich bis dahin noch nicht.
Doch nun wurde ich müde vom rennen und die Schmerzen wurden immer stärker, wo sollte ich schlafen, die wenigen Ecken, wo es trocken war, sind alle schon belegt, und die anderen Hunde waren nicht bereit mit einem neuen weiterem großen Hund ihr Lager zu teilen.

 

So legte ich mich auf die Straße obwohl alles nass und feucht war um mich etwas auszuruhen. Immer  in der Abenddämmerung kam eine nette Frau, und streute Futter aus, ich hatte schon so
viel Hunger, das auch ich mich langsam an die Futterstelle traute. Aber keiner nahm Kenntnis von meiner Verletzung, sie sagte nur:  „Na, Du bist ein neuer Hund, ich habe dich hier noch nie gesehen“ , woher auch, ich lebte ja Jahrelang in einem kleinen
Verschlag.

 

Es blieb nicht aus, das man im Laufe der Zeit auch Freundschaften unter Artgenossen fand, wir haben uns gegenseitig gewärmt, getröstet und uns die Wunden sauber geschleckt.  Irgendwann
ging wieder so ein Gerücht herum, das man Katzen und Hunde vergiften will. Man legte tolle Leckerbissen aus, um uns anzulocken. Viele meiner Freunde fand ich in der Morgendämmerung auf der Straße liegen, viele langen im Todeskampf, viele waren schon tot, wann werde ich wohl der nächste sein, wie kann ich unterscheiden, was gut für mich ist und was nicht. Ich halte mich immer an die
Frau die uns Abends füttert, sie meint es gut mit uns und notfalls Hunger ich lieber, bevor ich  so wie meine Freunde
auf der Straße zu Enden. Am frühen Morgen waren alle weg, man sah wie Männer kamen mit blauen Säcken, und sich darüber freuten, meine Freunde in die Tüten zu stecken, und sprachen immer von Ungeziefer.

 

Das Jahr ging zur Neige, wie viele Wochen ich schon durch die Straßen schlich das weiß ich gar nicht mehr. Plötzlich fielen wieder Schüsse, ich habe Angst, Todesangst, wohin soll ich flüchten, überall ist es laut, die Menschen rannten Abends auf die Straße, was passiert hier mit uns, alle haben Angst, sie fürchten um ihr Leben. Ob klein ob groß, ob sehr jung oder jung, denn ich gehöre zu den ältesten Hunden auf der Straße, das hier überlebt niemand lange.
Aber alle haben wir eins gemeinsam, wir haben Angst, wir haben alle Hunger und sind abgemagert, wir alle werden nicht geliebt, sondern mit Steinern beworfen, und trinken aus den verdreckten Pfützen die nach Autoabgasse schmecken.

 

Was passiert hier, viele prosten sich zu und wünschen sich ein gutes
Neues Jahr. So kam es das eine Tierfreundin und engagierte Tierschützerin mich in dieser Silvesternacht von  auf 03 auf 04 auf den Straßen von Athen aufgefunden hat.

 

Sie dachte ich wurde so eben von so einer Rakete oder Knallfrosch
verletzt worden, wäre auch nichts besonderes, denn die Menschen machen sich dort einen Spaß daraus, Tiere zu verletzen oder zu töten. Sie schnappte mich ohne lange zu überlegen, und brachte mich in eine Tierklinik. Alle waren besorgt, und der Tierarzt schüttelte den Kopf und sagte, diese Wunde ist schon
alt, wie sie entstanden ist, kann er auch nicht sagen, aber eine frische Wunde sieht nicht so eitrig und verwest aus, der Hund braucht erst einmal Antibiotika, damit wir diese Entzündung in den Griff bekommen. 

 

Man suchte eine Pflegestelle und versorgte mich so gut es ging. Ich
bekam jetzt jeden Tag was zum Essen und trinken, aber lange konnte ich dort nicht bleiben, es soll nur so lange sein, bis ich keine Medikamente mehr bekomme.

 

 



Diese nette
Tierschützer, haben Kontakt nach Deutschland, zu Menschen die sich um Tiere aus
dem Ausland kümmern. Wie schön das wir in einem Modernem Europa leben, man
machte Fotos von meiner Schnauze und meinem Häufchen Filz und Dreck auf meinem
Körper. Lebensfreundig konnte man schon lange nicht mehr schauen, so gab es
Bilder mit traurigem Blick, die voller Hoffnung und Leere waren, und eine Bitte
an Menschen die mir die Chance geben zu Leben.

Die Medikamente waren zu Ende, man hatte keinen Platz mehr für mich so kam ich
wieder auf die Straße, die Wunde und die Schmerzen wurden immer schlimmer, man
holte mich wieder von den Straßen, und kam in einem Hinterhof an. Eine alte
Frau fütterte mich mit altem Brot, das sie mir in unregelmäßigen Abständen aus
dem Küchenfenster geschmissen hat. Wasser gab es aus den Pfützen. Eine alte
Hundehütte mit vielen Löchern diente als Unterschlupf, da regnete es ständig
herein.



Immer wieder hörte ich, daß sie mich loshaben wollte, keiner wollte mich, ich
konnte mich ja schon selbst nicht mehr riechen, und die Schmerzen wurden auch
immer schlimmer, warum hilft mir keiner, was habe ich gemacht, damit ich wie
viele Artgenossen so Leben muss. Warum sorgt man dafür, das wir uns zu
Tausenden vermehren obwohl man uns kastrieren kann, um so viel Elend erst gar
nicht entstehen zu lassen.



Zeitgleich zu meinem Leid, kam ich in das Internet, Deutsche Tierfreunde waren
so gerührt von meinem Schicksal und wollten mir armen Kerl helfen, jeder sagt
ich bin ein ganz lieber Hund, aber das hilft mir auch nicht weiter.



Endlich ein Aufruf, inzwischen habe ich schon auf dem Papier einen Namen, man
nennt mich Romeo darf nach Deutschland, um dort die Nase zu operieren, welch
ein kleiner Hoffnungsschimmer. Man will mir armen Kerl helfen !!



So vergingen Wochen und Monate und nichts tat sich. Zeitgleich in Deutschland
ist ein alter Hund an seiner Krankheit gestorben, man konnte ihm nicht mehr
helfen, er wurde sogar monatelang gepflegt, um ihm auch in der schweren Zeit
beizustehen, wurde Tag und Nacht betreut, und durfte immer neben seinem Fraule
schlafen, bis in der Liebe Gott zu sich genommen hat. Sie weinten sogar um ihn,
und ich muss mich fragen, welcher große Hund wird hier 14 Jahre alt, und durfte
so viele glückliche Jahre erfahren.



Dieses Fraule, hatte zu dieser Zeit auch schon Internet, und kam durch Zufall
auf die Seite wo von meinem Leid erzählt wird, und freute sich für jeden Hund
der es geschafft hat, dieses Elend gegen so viel Glück tauschen zu dürfen.
Immer wieder schaute sie auf diese Seite, und immer wieder stand das gleiche
drin, Romeo kommt demnächst nach D um hier operiert zu werden. Aber warum tut
sich dann nach so vielen Wochen nichts.



Also griff sie zum Telefon um mehr zu erfahren, man sagte ihr nur, man habe
keine Pflegestelle für ihn, sie haben zwar schon gesammelt, das er ausfliegen
kann, und auch einen kleinen Teil für die OP aber ohne Pflegestelle, können wir
ihn nicht aus GR-Athen holen.



Wie immer ist sie schnell entschlossen, und sagte, sie würde diesem armen Hund
gerne die Chance geben. Sie freuten sich am Telefon endlich gibt es jemanden
der ihn bei sich aufnimmt.



So vergingen wieder Wochen, und sie fragte sich immer wieder warum meldet sich
denn keiner bei ihr, sie kann ihn doch gleich aufnehmen. Er hat doch Schmerzen,
und ohne med. Versorgung wird es doch jeden Tag schlimmer, und dann kam ihr der
Gedanke, wenn der Flieger schon von Griechenland nach Deutschland kommt, dann
kann doch noch ein Hund der auf der Straße lebt mitfliegen, in der Hoffnung das
dann ich schneller nach Deutschland kommen darf.



Ja die Freunde wurde noch größer bei den deutschen und griechischen Tierfreunde
das noch so ein armer Hund ausfliegen darf. Man machte sich auf die Suche, keiner
wusste ob wir überhaupt noch am Leben sind. Dann kam der Anruf bei meinem
jetzigem Fraule an, die gute sie haben die Ina gefunden, eine ängstliche
Hündin, aber mich konnten sie nicht finden. Keiner wusste wo ich mich befand,
das kann doch nicht sein, darüber war mein jetziges Fraule sehr traurig, und
sagte bitte sucht weiter, und bringt dann halt mal die Ina nach Deutschland,
denn wenn sie sich für was entschlossen hat, versucht sie alles möglich zu
machen.



Ständiges warten am Telefon, wann kommt endlich eine Nachricht von mir ?? Dann
endlich hieß es: Man hat mich endlich gefunden, ich würde zwar schrecklich
aussehen, und man weiß nicht welche Krankheiten ich sonst noch so habe, aber
aus der Ferne hört ich, egal bringt ihn nach Deutschland. So durfte die Ina
schon bald ausfliegen, auch so ein kleines Häufchen Elend, aber sie hatte schon
einmal Glück.



Man schnappte mich holte mich aus dem Grundstück heraus, die Frau die mir
Futter aus dem Fenster warf, konnte mich schon lange nicht mehr sehen, und
fühlte sich wohl sehr glücklich das ich endlich das weite suchte. Weg mit dem
Müllfresser und dem ekeligem Hund. Man brachte mich zum Tierarzt, ließ nochmals
alles nachtesten, weil im Süden da gibt es Krankheiten, die es im Norden nicht
gibt. Alle Bluterg. hießen nichts Gutes. Ich hatte alle typ. Krankheiten die
man im Süden so vorfindet. Oh Gott hoffentlich gibt sie mir trotzdem die
Chance, denn nicht jeder ist erfreut, wenn man sich einen Kranken und
verletzten Hund zu sich nimmt, das heißt sehr viel Zeit, Arbeit und Geld, man
hat zwar schon was gesammelt, aber es wird nicht ausreichen um mir zu helfen.
Alleine die Nachricht, ich wurde gefunden, hat den Verstand bei ihr
ausgeschalten, und sie sagte zu allem „Ja“ Hauptsache ich darf nach Deutschland
kommen, damit man mir helfen kann. Wie oft hat sie sich mein Bild vor Augen
gehalten und heimlich geweint bei diesem Anblick, sie hat schon so viele Blicke
gesehen, und deren Augen gesehen, die nur eins ausdrücken, bitte helft mir,
lasst uns nicht im Stich, wer weis wie lange es noch dauert, dann sind wir tot
und keiner kann uns mehr helfen, aber vielleicht geht es uns dann besser, kein
Hunger, keine Schläge, keine Gifttöter und vieles mehr.



Und sie scheint uns Hunde gut zu kennen, denn diese Blicke hatten sie noch nie
enttäuscht, als ob sie damit in unsere Seele sehen kann.



Endlich ging der Anruf ein, ich Namens Romeo darf in 3 Tagen ausfliegen, trotz
aller Schwierigkeiten die momentan in unserem Lande, denn da läßt man keine
Tiere mehr ausfliegen, denn unsere Landsleute behaupten wir würden alle in
irgendwelchen Tierlaboren und Pelztierfabriken landen. Welch ein Trugschluss,
leider gibt es so was auch in Deutschland, aber wer wird denn so viel Geld
ausgeben, damit ich nachher im Labor landet.



Die Freude in Backnang war groß, aber ich kapierte nicht was man mit mir
machte, mitten in der Nacht steckte man mich in eine Box, gab mir was zum
fressen, das mir ganz schwummrig wurde, man streichelte mir noch übers Fell und
sagte, ich wünsche Dir alles Gute, wir werden uns nie wiedersehen, aber es kann
Dir nur noch besser gehen. So fuhren wir in der Nacht durch die Straßen, sah
noch meine Freunde am Straßenrand, und sagte ihnen Lebewohl. Nach langer Fahrt
kamen wir dann am Flughafen an, alles war schon vorbereitet, ich hatte Angst,
was macht ihr mit mir, wollt ihr mich jetzt töten. Man setzte mich wie einen
Karton ab, und ließ mich stehen, ein Blick noch in die Box, und Tschau mein
Freund mach es gut.



Aber ich kam nicht in den Flieger, man rufte, meinen Menschenfreund an, er
solle den stinkenden Hund wieder abholen, die Box sei viel zu klein. Er fluchte
und ärgerte sich, da er zur Arbeit musste, die lange Fahrt alles umsonst, kein
Mensch interessiert sich, wenn ein Hund sein Leben lang in einem solchem
Behälter leben muss und dann regen die sich auf, wenn man 3 Std. in so einer
Box sitzen bleiben muss.



So sahen wir uns doch wieder, also doch kein Abschied, aber ich durfte zu ihm
nach Hause, bekam was ordentliches zum fressen und dann sagte er zu mir, dann
machen wir morgen das gleiche nochmals, muss mal schauen, wer eine so große Box
hat, damit du ordentlich nach Deutschland fliegen kannst. Ich verstand kein
Wort, und fand es nur toll, etwas ordentliches zum Fressen zu bekommen, trotz
meiner starken Schmerzen.



Da fiel ihm ein ich muss ja in Deutschland bescheid geben, wie traurig war mein
jetziges Fraule, sie wollte gerade losfahren, und dann Stop, es hat nicht
geklappt. Ich darf erst morgen kommen, okay alle Termine verschieben, und
hoffen das am nächsten Tag alles klappt.



Wieder fuhren wir mitten in der Nacht durch die Stadt, das Mittel zum schlafen
wirkte schon langsam und wieder sah ich meine Freunde durch die Straßen
schleichen, immer auf der Suche nach Futter. In Deutschland hört man, was von
Diätfutter, weil dort die Hunde eher zu Dick sind. Davon können wir alle nur
träumen...

Ich kam
wieder auf dem Flughafen an, diesmal in einer großen Box, ich hörte die
Menschen noch beim diskutieren, und weg war mein Freund. Er wünschte mir wieder
alles Gute, und verschwand. Ich wollte nicht alleine sein, hatte wieder diese
Angst.... und wieder sahen wir uns nach Std. wieder, man sagte mir das ich zu
sehr stinke und so seltsam aussehe, wie ich aussehe weis ich nicht, ich fühle
immer nur Schmerz und will hier raus.



Wieder der Anruf in „D“, hat wieder nicht geklappt, wir versuchen es morgen,
mein Menschenfreund, war dann am 3 Tag richtig wütend, allerdings sollte ich zu
einer späteren Uhrzeit ankommen, weil er sonst keine Zeit hat.



Es war richtig was los, denn an diesem Tag flog gar keine 2 Maschine, und die
erste Maschine ist in einer halben Std. in der Luft, egal macht es möglich, das
kann nicht sein, das der Hund schon 3 mal hier ist, und ihr ihn nicht nach
Deutschland bringt. Dieser Ton hat den anderen die Sprache verschlagen, sie
schnappten die Box, und brachten mich in einen Frachtraum, dieses mal hatte er
keine Zeit mehr Lebwohl zu sagen, aber wer weiß vielleicht sehen wir uns ja
bald wieder.



Nein wir sahen uns nicht wieder, inzwischen waren wir schon fast 3 Std. in der
Luft, und man schob mich über das Rollfeld. Jeder zog die Nase hoch, keiner
wusste wo ich hin sollte.

Nach langem warten, kam ich irgendwo an, die Box war so gut verschnürt, das man
sie nicht so einfach öffnen konnte. Ich randalierte auch schon in der Box,
wollte nur raus, ein Blick senkte sich zu mir und sah in 2 freundliche Augen.
Mit Zange und Schraubenzieher bekam man die Box auf. Man öffnete die Türe,
griff nach meiner Leine und ließ mich gewähren. Endlich draußen, aber wo bin
ich hier, alles ist hier kalt, viele Menschen blicken mich an, und sagen oh
Gott, was ist denn mit dem passiert ??





Kann es sein das man 3 Std. in der Luft unterwegs ist, und dann sehen mich
wieder Menschenaugen an, und bedauern mich, keiner hatte mich für mein Leid
bisher richtig bedauert, es war auch bisher nie etwas besonderes, solche Hunde
oder Katzen wie mich zu sehen. Die Frau an der Leine machte ihr Auto auf, ich
sprang mit einem Satz ins Auto, und fühlte mich nur müde. Immer wieder machte
ich die Augen auf, und hörte leise Musik und als ich in den Spiegel sah, war
dort so eine kleine Frau die immer ganz feuchte Augen hatte, und ich wusste
nicht warum sie weinte, war sie nur traurig oder glücklich, ich glaube sie war
beides. Auch sie bemerkte das ich seltsam roch, sie sagte immer was von
Verwesungsgeruch, ich roch mich schon lange selbst nicht mehr. Nach einer Std.
fahrt, hörte ich ganz viel Lärm, Hundelärm, oh je, was passiert nun schon
wieder.

Man setzte
mich in einen Hundezwinger, das ein Dach hatte und eine Hütte sich darin
befand, dort wurde ich erst einmal gestreichelt und angeschaut. Was will sie
denn von mir, warum hat es hier so viele Hunde die auch noch Lärm machen, wir
sind es gewohnt uns unauffällig zu machen, damit sie uns nicht so schnell
töten. Sie bellten mich aus, alle sahen richtig gut aus, wie aus irgendwelchen
Märchengeschichten, da gab es tatsächliche Hunde die wirklich gut genährt waren
in GR würden wir sagen Dick.

Da gab es
keine traurigen Augen, kein gesenkter Kopf oder Schwanz, hier fühlt sich
anscheinend jeder wie ein Chef. Wo kam die da nur hin.



Mittags kam ich wieder ins Auto, aber diesmal ohne Box, ich kam zu einem
Tierarzt, der nur die Nase und die Stirn hochgezogen hatte, er wusste schon
Bescheid, er kannte meine Erzählungen und auch er wollte mir helfen. Zuerst hat
man Blut abgenommen, und geschaut wie meine Nase aussieht, er sagte das wird
schwierig, aber wir versuchen es. Woher das Loch kam wusste ja keiner, nur ich,
und ich höre noch diesen Knall und diesen schrecklichen Schmerz.



Ich durfte wieder nach Hause, schön wenn man das nach Std. in Deutschland sagen
kann, ich fühlte mich noch nie irgendwo zu Hause. Immer wieder kam jemand zu
mir streichelte mir über das verfilzte Fell, und man sagte mir alles wird gut.



Diesen Spruch hörte ich so oft an einem Tag, das man irgendwann daran glauben
musste. Aber bevor die Menschen kamen, rannten immer ganz viele Hunde auf das
Gehecke, immer guter Dinge, und ich verstand gar nicht warum die so übermütig
sind, und auch noch spielen, aber das sollte ich ein anderes mal erfahren

Jeden Tag
durfte ich eine kleine Runde Gassi gehen. Immer wieder kamen einem Menschen
entgegen die ganz stolz einen 4 beinigen Freund an der Leine führten und mit
ihnen Gassi gingen oder durch die Wiesen tollten. Aber kaum begegneten wir uns,
gab es wieder böse Blicke und einen traurigen Blick, aber diese böse Blick galt
nicht mir, nein mir galt der traurige Blick. Die Frau die mich an der Leine
führte wurde so böse angeschaut, nach dem Motto so ein böser Mensch wie kann
man ein Tier nur so vergammeln lassen und dann dieses große Loch an meiner
Schnauze. Aber diese Fraule an der Leine sagte den Menschen bescheid, woher ich
komme und warum ich nun hier bin.





Jeden Tag traf man die gleichen Leute mit ihren Hunden, und dann freute man
sich, wenn man uns sah. Und jeder freute sich mit mir, das mir geholfen wird.
Nach und nach wurde die Schere angesetzt, da man mit einer Schneidemaschine
nicht durchkam, so hockte mein jetziges Fraule oft std. lang mit mir zusammen
und befreite mich von dem Fell das nur noch ein versifter Klumpen war. Keiner
wusste wie schön ich normalerweise aussehen würde.

Dann wurde ein OP Termin vereinbart und ich wunderte mich schon, warum ich
nichts zum fressen bekam, denn bisher wurde ich immer 2 mal gefüttert. Genau ein
Tag vor meiner OP kam Blut aus meinem Penis, mein Fraule glaubte, das ich mir
eine Blasenentzündung geholt habe, und hatte schon ein schlechtes Gewissen, weil
sie mir alle Haare abgeschnitten hatte. Der Tierarzt sagte, bitte Urin bringen,
dann schauen wir nach, aber ich gab keinen Urin mehr her, nur noch Blut. So
musste ich wohl mit und dann oh je ich habe gar keine Blasenentz. sondern einen
Tumor, und alles war so verwuchert das ich nicht mehr pinkeln konnte. Man wollte
das am nächsten Tag alles gleich mitmachen, aber ob man mich je wieder gesund
bekommt, das steht in den Sternen. Jetzt bin ich schon so viele Wege gegangen
die meisten waren so steinig, jetzt habe ich Chance und nun soll ich daran
vielleicht sterben ??

Frühmorgens kam ich zum Arzt der machte ganz viele
Röntgenbilder von mir, und man sah das ich durch ein Schrottgewehr so verletzt
wurde, überall in meinem Körper sitzen Bleikugeln, es hilft nichts, ich werde
immer müde und falle in einen tiefen Schlaf.

Als ich
aufwachte, wusste ich nicht mehr wo ich war. Ich fühlte mich nur betäubt und
machtlos. Und dann sah ich sie wieder, sie lächelte mich an, und man sagte ihr,
auf was sie alles zu achten hatte, und wie sie meine Wunden pflegen soll, damit
ich schnell wieder gesund werde. Der Tierarzt erklärte im kurzen was mit meiner
Nase passierte das man mir viele Zähne gezogen hat, und 3 cm von meinem Penis
entfernt worden sind, damit ich wieder pinkeln kann, er schicke alles ins Labor
und in ein paar Tagen wissen wir mehr.



Da ich mich schon etwas besser fühlte, ging sie mit mir dahin wo wir jeden Tag
die anderen Hunden getroffen haben. Ich konnte pinkeln so gut wie schon lange
nicht mehr, und jeder wünschte mir gute Besserung.




Ich bin ausgezogen aus dem Gehecke, da war ich lang genug um beobachtet zu
werden, ich brauchte jetzt Ruhe. Alles war gut vorbeireitet, ich durfte ins
Esszimmer einziehen, das inzwischen schon so was wie eine Krankenstation ist,
denn das ist der einzigste geschlossene Raum, denn alle andere Wohnflächen sind
offen. In der Ecke stand ein Hundkorb ausgefüllt mit weichen und kuscheligen
und gut riechenden Decken, und konnte mich dort erst einmal so richtig
ausschlafen.

Jetzt wusste ich auch wo die anderen Hunde wohnten, die durften da auch aufs
Sofa liegen, überall standen Körbe und nachts waren fast alle weg, ich glaube
die gehen mit nach oben ins Schlafzimmer.

Macht nichts ich fühle mich auch ohne Sofa schon wie im Paradies, obwohl ich 3
Tage wegen der Nasen OP nichts fressen durfte. In der letzten Nacht haben sie
vergessen was aufzuräumen, und da holte ich einen kleinen Futtersack vom Regal
und machte mich über das gute Futter her.

Die Nähte haben nicht gehalten,
zuviel Knochen und Gewebe wurde mir weggeschossen. Und dann kam das Erg. vom
Labor, ein Tumor den man kann gut mit Chemo behandeln kann. Aber jetzt lassen
wir ihn erst mal zu Kräften kommen denn die Chemo ist allg. gut verträglich.


Jeden Tag wurden meine offene OP Wunden gepflegt, bekam jeden Tag eine
Ladung Med. , von denen ich nichts wusste, denn man hat sie in Leberwurst
verpackt. Wer würde da schon nein sagen, und jeden Tag ging es mir besser, an
einem warmen Tag wurde ich gebadet, und meine kurzen Haare bekamen Glanz, genau
wie meine Augen die fingen auch an zu Leuchten, wenn ich das Fraule sah, wie sie
mit Einweghandschuhen und Spritzen daher kam, um mir mehrmals tgl. die Wunden zu
spülen, es tat manchmal weh, aber ich wusste ja, sie will mir nur helfen, kein
Schmerz könnte so weh tun, als dieses Leben wie hier im Paradies zu verlieren.

Die Zeit war gekommen alle Wunden waren wieder gut verheilt, viele Ekzeme unter
meinem Fell waren abheilt, aber bei solch einer Pflege und so viel Liebe kann
man ja nur gesund werden. Wer hätte das gedacht, das ich einmal trotz so vielen
Hunden mit im Mittelpunkt sein darf.



Der Tag kam mir ging es
richtig gut und die Chemo-Therapien nahmen ihren Lauf. Jeden Montag morgen waren
wir um 9 Uhr beim Tierarzt, und nur weil ich so lieb war, und mich ruhig
verhielt, konnte man mir helfen. Donnerstag wurde immer Blut abgenommen um zu
sehen ob alles noch in Ordnung war. Es war fast immer alles gut, und so konnten
wir nach einigen Wochen aufhören, und ich war geheilt.

Ich durfte mit den anderen Hunden zusammen sein und mit ihnen durch den Garten
toben. Ich lernte spielen und bellen, wusste wie schön es ist, sich in einem
Tierheim als Hund zu fühlen, obwohl noch so viele andere Hunde auch ganz viel
Liebe brauchen und gut versorgt sein wollen.

Jetzt habe ich gelernt immer
stolz durch die Welt zu gehen. Nur vor Schüssen und Gewitter auch wenn
die Sonne noch am Himmel scheint, habe ich sehr viel Angst. Stunden bevor es die
Menschen wissen laufe im ganz aufgeregt hin und her, keiner wusste es am Anfang,
aber heute wissen sie bescheid, sie wissen durch mein verhalten, wann die Wäsche
von der Leine muss, weil es Stunden später regnet, stürmt und vor allem Kracht.
Sie sind dann immer bei mir, damit sich die Angst in Grenzen
hält.



Nun müssen wir warten bis sich mein Blut von der Chemo
wieder verbessert. Obwohl ich alles so gut vertragen habe, ohne Durchfall,
Verstopfung oder Spukanfälle, hinterlässt es im Blutbild spuren. Aber das
kriegen wir auch wieder hin, bis jetzt habe ich es gut gelernt mit einer
zerschossenen Nase zu fressen und zu trinken, ohne das Futter und Wasser in die
Luftröhre kommt, ich muss halt oft niesen, und Fraule putzt dann den Schleim
weg.

Ich bin ihr unendlich dankbar, das ich die Chance gehabt habe zu
Leben, in GR. hört man viel von Gott besonders von EROS der Liebesgott, mich
hatte er nicht vergessen, obwohl ich schon so oft glaubte das es keinen gibt.
Für viele meiner Freunde gab es diesen Gott auf Erden nicht, hoffentlich im
Himmel. Ich glaube immer das ich es nur meinem Fraule zu verdanken habe, daß ich
noch Lebe. Hatte so viel Glück im Unglück, eine Woche später nach Deutschland,
und man hätte mich bei dem Müll von meinen Freunden gefunden, denn dann wäre ich
an Nierenversagen durch diesen Tumor gestorben.


Aber mein heiß
geliebtes Fraule sagt: Nein das hast Du mein geliebter Romeo nicht nur mir zu
verdanken, da sind die Menschen die Euch auf der Straße mit Futter versorgt
haben. Die Tierfreunde die Euch in die Klinik gebracht haben, und so auf Dich
aufmerksam geworden sind. Es sind die Menschen die Kontakt in andere Länder
haben, um solche armen Geschöpfe wie Euch zu helfen bzw. ein zu Hause
suchen.

Nein wir vergessen nicht, obwohl wir so wenigen helfen können,
wenn sich die Menschen nicht ändern. Aber es waren noch weitere Menschen da um
Dir zu helfen. Erinnerst Du Dich noch an den Mann der Dich so oft zum Flughafen
brachte, das macht auch nicht jeder mit, aber er hat Dich nicht aufgegeben. Es
war der Tierarzt der Dich gesund gemacht hat. Es waren viele Menschen da die Dir
die Daumen gedrückt haben und wie ich geweint haben, über Dein Schicksal, nur Du
hast diese Tränen nicht gefühlt so wie meine, wenn sie auf den Fell getropft
sind. Es waren Menschen da die haben gesammelt und gespendet, um Dir die teure
Ausreise zu ermöglichen, und viele andere haben hier in Deutschland gespendet
oder dafür gearbeitet in ihrer freien Zeit, um Dir und vielen anderen zu helfen.





Ich habe Dich nur gepflegt, und mich gefreut, das ich so
einem armen Hund helfen durfte, und Du mich ein Stück im Leben begleitest, wie
schon so viele andere Tiere, die in Not geraten sind.

Es ist schön zu
sehen, wenn ich Dich jeden Tag sehe, und Du bellst, weil ´Du Deine Leberwurst
mit Deinen Medikamente willst, die Du bis an Dein Lebensende brauchst.
Wie
aus einem entschuldige, wenn ich das sage aus einem optisch hässlichem Hund, ein
bildhübscher Hund geworden ist, mit einer Seele die sich viele Menschen
wünschen.

Nun warten wir ab, bis die Zeit reif wird um Deine Nase zum 2.
Mal zu operieren. Vielleicht schaffen wir es nie, aber selbst dann gehörst Du zu
den Hunden die sich glücklich schätzen dürfen.

Irgendwann wird Dich
vielleicht ein anderer Mensch oder eine Familie so Lieben wie ich Dich
liebgewonnen habe. Du wirst Dich fragen was das soll, habe ich nicht alles gut
und richtig gemacht, und ich kann Dir nur sagen „Ja“.


Aber kannst Du
Dir vorstellen, das es noch schöner sein kann. Jeden Tag darfst Du Gassigehen,
die ganze Aufmerksamkeit gilt nur Dir allein, Du brauchst Sie nicht mit so
vielen anderen Hunden teilen, und irgendwo wartet ein andere armer
Hund.



Du erinnerst Dich doch noch, wie es Dir und Deinen Freunden
erging, und der soll wie Du auch wissen, was es heißt Glücklich und Gesund zu
werden.

Und Romeo hatte doch noch Glück, wir haben einen Tierarzt gefunden, obwohl
alles dagegen sprach, und seine Nase wurde erfolgreich operiert.

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